Vollautomatisch und autonom – der winterdienst der zukunft?

Ortstermin Flughafen Stuttgart im September: Obwohl der nächste Winter noch Wochen entfernt ist, warten am Rande der Landebahn drei LKW mit Kehrblasgeräten auf ihren Einsatz. Das Besondere an ihnen: Die Winterdienstfahrzeuge mit ihrem acht Meter langen Räumschild sind hier im Feldversuch autonom unterwegs.

Wie von Geisterhand gesteuert, fahren die Winterdienstfahrzeuge eine vorprogrammierte Route ab. Bei dem vollintegrierten System werden LKW und Kehrblasgerät über dieselbe Plattform gesteuert. Ein Fahrer sitzt bei dem Feldversuch nur noch zur Sicherheit hinter dem Lenkrad.

Das Projekt „SmartFleet“ ging im Jahr 2019 an den Start. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollen im Rahmen des Projektes autonome Nutzfahrzeuge für den sicheren und effizienten Flughafeneinsatz getestet werden. Dazu zählen beispielsweise vollautomatisierte Gepäckschlepper und eben auch Winterdienstfahrzeuge.

Die Vorteile eines autonomen Winterdienstes liegen auf der Hand. Das Vorfeldpersonal, das oft unter Zeitdruck steht, kann durch neue Technologien, wie die automatisierten Geräte, unterstützt werden.

Wäre ein autonomer Winterdienst auf bundesdeutschen Straßen denkbar?

Der rechtliche Rahmen für autonomes Fahren ist jedenfalls vorhanden. Seit Anfang 2023 dürfen selbstfahrende Autos mit bis zum 130 km/h auf deutschen Autobahnen unterwegs sein – allerdings unter speziellen Auflagen.

Aber auch fahrerlose Lkw, die von einem Frachtpunkt zum anderen allein fahren, sind – rein technisch gesehen – längst möglich. Da die Sensoren und Kameras eines selbstfahrenden Fahrzeuges, beispielsweise bei einem Spurwechsel, sehr weit nach hinten schauen müssen, um andere Verkehrsteilnehmer zu erfassen, sind solche Systeme auf gute Sichtverhältnisse angewiesen.

Gute Sichtverhältnisse – allein bei diesem Punkt erkennt man, dass der Weg zu selbstfahrenden Winterdienstfahrzeugen noch lang ist. Denn beim Einsatz eines Schneepflugs oder eines Streufahrzeugs herrschen selten optimale Sichtverhältnisse. Im Gegenteil: Wenn frühmorgens Straßen mit Sole gestreut werden oder bei dichtem Schneefall ein Autobahnabschnitt geräumt und mit Tausalz behandelt wird, herrschen oft Bedingungen, bei denen viele Autofahrer froh sind, nicht hinter dem Lenkrad sitzen zu müssen. Hier ist das Know-how der Winterdienstmitarbeiter gefragt. Schwer vorstellbar, dass dies bei einem autonomen Schneepflug nicht nötig sein würde.

Das Know-How der Winterdienstmitarbeiter wird also wohl auch noch in Zukunft gefragt sein, vollautomatisch geht eben doch nicht alles, zumindest nicht im Individualverkehr. Für das in sich geschlossene System „Flughafen“ dagegen wäre ein autonomer Winterdienst durchaus denkbar. Das Interesse daran ist groß.

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