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Wie Bergbau Deutschlands Versorgung sichert
Traditionell wird im Bergbau im Dezember der heiligen Barbara gedacht, die Fürsprache der Heiligen soll vor Unglücken unter Tage bewahren. Unter Tage – das ist doch eine Tradition von vorgestern, werden jetzt einige sagen, schließlich spielt der Bergbau in Deutschland keine Rolle mehr – doch das ist ein großer Irrtum, denn es gibt schließlich die aktiven Kali- und Salzbergwerke. Bundesweit zählt die Branche rund 13.500 Beschäftigte. Noch wichtiger aber als diese Zahl sind die Rohstoffe, die hier gefördert werden. Da wäre zum einem das Steinsalz. „85% des Steinsalzes geht in die Industrie, und zwar in die chemische Industrie“, erklärte Prof. Dr. Ludger Rattmann, „und die chemische Industrie in Deutschland ist nach der Automobilindustrie die zweitwichtigste Branche. Und dorthin gehen eben die Produkte aus der Salzgewinnung. Und wenn wir da auf eine heimische Produktion zurückgreifen können, dann ist eben die Versorgungssicherheit außerordentlich hoch.“ Prof. Rattmann ist Vizepräsident für Hochschulentwicklung, Wissenschaftsbereich Georessourcen und Verfahrenstechnik an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum.
Der heimische Rohstoff Salz spielt also eine entscheidende Rolle in verschiedenen chemischen Branchen, und ähnlich bedeutsam ist das in Deutschland gewonnene Kali. Aus einem einfachen Grund: Die Ernährung der steigenden Weltbevölkerung kann man nur gewährleisten, wenn man gesunde nährstoffreiche Böden zur Verfügung hat. „Kalidünger sind da unabdingbar. Also der langen Rede kurzer Sinn: Die Welt braucht deutsches Kalisalz langfristig“, so Prof. Dr. Rattmann. Allerdings steht die heimische Rohstoffgewinnung im Kali- und Salzbergbau vor Herausforderungen. „Deutschland hat eigentlich nach meinem Dafürhalten gar keine richtige Rohstoffstrategie. Was es eben bräuchte, um den heimischen Bergbau zu stärken. Im Übrigen auch nicht als Selbstzweck, sondern um Versorgungssicherheit herzustellen. Die Bedeutung dieser primären Rohstoffe liegt meistens nicht so sehr in ihrem wirtschaftlichen Nutzen, sondern ganz einfach darin: Wenn Sie die nicht haben, können Sie bestimme Sachen einfach nicht produzieren.“ Für Prof. Rattmann sind Bürokratieabbau und schnellere Genehmigungsverfahren entscheidende Punkte. „Das hat man in der EU erkannt. Für strategische Projekte hat man die Genehmigungszeiten auf 27 Monate heruntergesetzt. Das ist für Deutschland fast utopisch.“
Bergbau braucht mehr Akzeptanz
Dazu kommt ein Fachkräftemangel in der Branche, denn immer weniger junge Menschen studieren Bergbau. Was vermutlich auch an der fehlenden gesellschaftlichen Akzeptanz liegt. Prof. Rattmann sieht das Problem, dass viele zwar die Notwendigkeit der Rohstoffversorgung verstehen, aber keine heimische Gewinnung wünschen. Dabei erfüllt die Branche hohe Anforderungen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz sowie Arbeitssicherheit. „Die Anzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle je Tausend Vollzeitäquivalent liegt bei der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie bei 17. In der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe bei 27,5. Das bedeutet: Es ist 60 Prozent gefährlicher in einem Restaurant zu arbeiten als in einem untertägigen Rohstoff-Betrieb.“
Fazit: Der heimische Kali- und Salzbergbau sollte als Zukunftsbranche gesehen werden. Eine Branche, die Rohstoffe fördert, die in der Industrie und Landwirtschaft unverzichtbar sind.



